Mit druckvollem Spiel will die HSG zwei Punkte beim Aufsteiger mitnehmen. - Foto: Dirk WaidnerDen Aufsteiger nicht unterschätzen

Nach ihrem Auftaktsieg gegen die HSG Kastellaun/Simmern bekommen es die Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen auch am zweiten Spieltag der Oberliga RPS mit einem Verein vom Hunsrück zu tun. Am Samstag um 19.30 Uhr treten sie in Sohren gegen den Aufsteiger SG Gösenroth/Laufersweiler an.

Der gastgebende Oberliga-Novize feierte sein Debüt beim Titelkandidaten HF Illtal und unterlag dort mit 22:30, woraus jedoch keine Rückschlüsse auf fehlende Klasse gezogen werden sollten. Die Illtaler mischen seit Jahren in der Spitzengruppe der Liga mit und sind gerade zuhause eine Macht. Bei der Spielgemeinschaft der zwei Hunsrückdörfer dürfte die Niederlage deshalb schnell abgehakt worden sein und die Vorfreude auf das erste Heimspiel in der Oberliga vorherrschen. Dieser Euphorie müssen sich die Binger mit Abgeklärtheit und spielerischer Qualität entgegen stellen. Besonders die Abwehr entpuppte sich im ersten Saisonspiel schon als Trumpf der HSG, die im Zentrum ihrer 6:0-Deckung ein echtes Bollwerk stellte.

Auf diese Stärke in Verbindung mit einer guten Torwart-Leistung und dem daraus resultierenden Tempospiel nach vorne setzt Trainer Konrad Bansa auch in Sohren. Nachholbedarf besteht hingegen noch im Angriff, wo Bansa besonders beim „Erkennen und Ausnutzen von Lücken in der gegnerischen Abwehr“ Entwicklungspotenzial erkennt. Auch beim Anpassen der eigenen Aktionen an die Defensivformation des Gegners will der Coach noch Fortschritte sehen. Die werden auch benötigt, denn Gösenroth verteidigt in einer sehr aggressiven 3:2:1-Deckung und wird den Binger Angriff vor ganz andere Herausforderungen stellen, als die Kastellauner 6:0, die zeitweise mit offensiven Halben agierte. Gerade mit 3:2:1-Abwehrreihen tat sich die HSG in der Vergangenheit oft schwer, weshalb Bansa von „unserer Lieblingsdeckung“ spricht.

Vielleicht lassen sich mit dem neuen Personal aber die Ironie in dieser Aussage umkehren und die Räume in der offensiven Abwehr zum eigenen Vorteil nutzen. Allerdings muss die HSG bei diesen Anstrengungen weitere Rückschläge wegstecken, denn das geforderte variable Spiel lässt sich leider nicht mit variabler Besetzung verwirklichen. Das Verletzungspech der vergangenen Jahre bleibt den Bingern auch in der neuen Saison treu. Linkshänder Kai Diehl fällt mit einem kurz vor Saisonbeginn erlittenen Kreuzbandriss für die gesamte Runde aus und das gleiche Schicksal droht Maximilian Grethen, der gegen Kastellaun nach fünf Minuten mit einer schweren Knieverletzung vom Platz musste. Eine endgültige Diagnose steht bei ihm zwar noch aus, aber mit einer schnellen Rückkehr ist nicht zu rechnen. Somit klafft gleich zu Beginn der Runde eine Lücke im rechten Rückraum und für Rechtsaußen fehlt eine Alternative zu Neuzugang Maximilian Schubert.

Da mit einer Rückkehr von Janik Adenau und Arne Teschner frühestens im November zu rechnen ist, muss die Zeit bis dorthin anderweitig überbrückt werden. Umso wichtiger wäre es, dass Tom Schmelzer und Orintas Klimavicius, die gegen Kastellaun gar nicht oder nur sehr kurz zum Einsatz kamen, schnellstmöglich zu guter Form finden. Mehr Durchschlagskraft wünscht sich Bansa auch in der ersten Welle, und für die zweite Welle sucht er Alternativen zu den gegen Kastellaun erfolgreichen Abschlüssen von Marcel Trierweiler. Hier können sicher die beiden Neuzugänge Stefan Corazolla und Dominik Baucke nach ihrem starken Debüt noch besser eingebunden werden. Gelingt das alles, ist in Sohren der zweite Saisonsieg greifbar. Unterschätzt werden darf der Gegner aber nicht: „Sie haben in Illtal anfangs gut mitgehalten und durch ihre aggressive Deckung Druck ausgeübt. Damit müssen auch wir umgehen können“, warnt Bansa, der im SG-Angriff die guten Positionswechsel sowie Trainersohn Anton Domaschenko hervorhebt, der in Illtal siebenmal erfolgreich war. Trotzdem: „Wir spielen bei einem Aufsteiger und wollen die große Chance nutzen, mit vier Punkten in die Saison zu starten. Das wäre auch wichtig im Hinblick auf die nächsten schweren Spiele“, sagt Bansa, der nach zwei weiteren Heimspielen im September im Oktober dreimal in Folge mit der HSG Richtung Saarland reisen muss. Bis dahin möchten sich die Binger ein kleines Polster verschaffen, um ohne Druck die nächsten Auswärtsspiele angehen zu können.

Quelle: Dirk Waidner - Foto. Dirk Waidner