Noch der stärkste HSG-Handballer: Spielmacher Sebastian Diehl (rechts), hier in der Partie gegen Vallendar, lieferte eine ordentliche Leistung ab, konnte seine Kollegen aber nicht mitreißen. - Archivfoto: WaidnerHSG verliert beim TV Offenbach

„Gösenroth reloaded“. So könnte der Titel des falschen Films lauten, in dem sich die Oberliga-Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen während des Spiels beim TV Offenbach wähnten. „Es darf kein zweites Gösenroth geben“, hatte Trainer Konrad Bansa unter Anspielung auf die Niederlage beim Aufsteiger aus dem Hunsrück vor der Partie beim Neuling aus der Pfalz gewarnt. Doch seine Worte verhallten ungehört. Jedenfalls lieferte sein Team eine ähnlich schwache Leistung ab und unterlag 24:27 (13:12).

„Gefühlt war das unser schlechtestes Saisonspiel. Wir haben gespielt wie Flasche leer“, brachte der Trainer und seine tiefe Enttäuschung zum Ausdruck. Dass es nach der Steigerung der letzten Wochen ein derart abruptes Ende des Aufwärtstrends geben könnte, damit hatte Bansa nicht gerechnet. Parallelen zum Gösenroth-Spiel sah er vor allem darin, dass die HSG auf einen hoch motivierten Gegner traf, „der vom Anfang bis zum Ende gekämpft hat“, ohne dabei übermäßig hohe Qualität nachzuweisen.

„Die haben genug Fehler gemacht. Aber wir noch ein paar mehr“, wusste Bansa, der mit der ersten Halbzeit noch einigermaßen leben konnte. Denn hier sah er einen ausgeglichenen Spielverlauf, bei dem nur das 11:9 einmal zwei Tore Vorsprung für eines der beiden Teams bedeutete. Die Binger schlugen aber direkt mit drei Toren in Folge zurück und führten beim Seitenwechsel 13:12.

So weit, so schlecht. Die Probleme waren erkannt und mit einer Steigerung auf Normalform hätte es möglich sein sollen, in der zweiten Halbzeit die Punkte heimzufahren. Doch dazu kam es nicht. Denn die Binger stellten ihre Fehler nicht ab und spielten weiter unter ihrem Niveau. „Offenbach hat genau die Spielzüge immer wieder durchgebracht, die wir vorher besprochen haben. Wir hatten keinen Gegenstoß, weil unser Umschaltverhalten schlecht war. Und im Angriff hatten wir zahlreiche Pass- und Wurffehler“, so der Coach.

Speziell in der Abwehr versuchte er, mit Umbesetzungen für Verbesserung zu sorgen, doch es nutzte nichts, da entscheidende Zweikämpfe verloren wurden. Im Angriff lieferte noch Spielmacher Sebastian Diehl eine einigermaßen ordentliche Leistung ab. „Sebastian hat sich redlich bemüht und einige gute Aktionen gezeigt. Doch auch er hat es nicht geschafft, die anderen mitzureißen. Unser Spiel war gespickt von Abstimmungsfehlern und schlechten Würfen.“ Folglich sollte das 15:14 (33.) die letzte Binger Führung bleiben. Denn angetrieben von 200 Zuschauern setzten sich die Gastgeber über 17:15 auf 21:17 (47.) ab und ließen sich auch von einer offensiveren HSG-Abwehr nicht mehr beirren. „Sie sind clever und mit Kampf Schritt für Schritt weggezogen“, meinte Bansa, der zehn Minuten vor Ende zunächst auf doppelte, dann auf offene Manndeckung umstellte. Doch Offenbach baute seinen Vorsprung auf 26:21 (57.) aus, ehe der HSG noch Ergebniskosmetik gelang. „Wir hatten in der Abwehr keinen Zugriff. Selbst in der Schlussphase haben wir Fehler gemacht, mit denen wir einen möglichen Ausgleich verhindert haben“, monierte Bansa. „Nach den vielen Spielen, in denen wir eine gute Figur abgaben, war das ein Rückschritt. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass das eine Eintagsfliege bleibt.“

HSG Rhein-Nahe: Ketelaer, Gallas – Michel, Corazolla (2), Eichholtz (1), Trierweiler (3/3), Baucke (4), Schubert (3), Schieke (5), S. Diehl (4), Klimavicius, Schmelzer (2), Teschner.

Quelle: Dirk Waidner, Allgemeine Zeitung Bingen - 27.11.2017