Macht nach der Handball-Saison einen Schnitt: HSG-Trainer Konrad Bansa legt sein Amt aus persönlichen Gründen nieder. - Archivfoto: Dirk WaidnerTrainer Konrad Bansa legt sein Traineramt bei der Oberligamannschaft der HSG nieder.

Die Oberliga-Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen müssen sich einen neuen Trainer suchen. Konrad Bansa verkündete nach der Niederlage gegen Zweibrücken, dass er zum Saisonende sein Amt niederlegen wird. Mit der ersten Pleite des Jahres hat das aber nichts zu tun. Im Gegenteil: Die positive Entwicklung des Teams, das zuvor drei Kantersiege in Folge eingebracht hatte, macht den Abschied nur schwerer für den 42-jährigen A-Lizenz-Inhaber, der im Sommer seinen Abschluss als EHF-Mastercoach machen möchte.

Da er zugleich Trainer der Jugend-Nationalmannschaft im Beach-Handball ist und eine berufliche Umschulung hinter sich hat, wurde ihm die Belastung in den letzten Jahren zu hoch. „Ich verbringe zu viel Zeit auf der Autobahn, und gefühlt ist die Strecke immer länger geworden. Bevor ich abends ins Training komme, fahre ich morgens erst mal 40 Kilometer in die andere Richtung zu meinem Arbeitsplatz“, erklärt Bansa, der im hessischen Kelkheim wohnt. „Ich kann mich nicht guten Gewissens noch mal für ein Jahr verpflichten, viermal pro Woche nach Bingen zu kommen. Ich muss mal etwas kürzer treten und habe das Ziel, ein paar andere Dinge in Angriff zu nehmen“, möchte sich Bansa auf Privates besinnen.

Ebenso wie dieser Entschluss langsam gereift ist, möchte er sich in Ruhe überlegen, ob er noch eine berufliche Fortbildung in Angriff nimmt oder ein neues Engagement im Handball. „Es gibt keinen neuen Verein und auch keine Anfragen“, weist er von der Hand, dass ein Angebot seinen Entschluss forciert haben könnte. Auch Differenzen mit der Mannschaft sind nicht auszumachen. „Es liegt nicht am Sportlichen, sondern an meiner Lebensplanung.“

Die hatte ihn mehr zufällig 2014 nach Bingen gebracht, wo er für ein halbes Jahr als Torwart aushelfen sollte. Doch dann trat der damalige HSG-Trainer Rainer Sommer zurück und Bansa sprang kommissarisch, ab Januar 2015 als fester Trainer ein. Unter seiner Führung etablierte sich die HSG im Oberliga-Mittelfeld. Im Sommer 2017 stand ein personeller Umbruch an, der zu schwankenden Leistungen führte. Zuletzt präsentierte sich die Mannschaft aber deutlich stabiler, weshalb auch die Niederlage gegen Zweibrücken von Bansa nicht als Rückschlag gewertet wird. „Das letzte Spiel war zwar nicht so gut, aber die Mannschaft ist gut drauf und hat zueinandergefunden. Wir wollen aus dem Rest der Saison das Maximale herausholen. Wir haben uns eine gute Position erarbeitet – die gilt es Woche für Woche zu bestätigen.“ Die Vereinsführung bedauert Bansas Entschluss, zeigt aber Verständnis. „Konrad wird uns verlassen, aber nur als Trainer, nicht als Mensch. Es sind Freundschaften entstanden und diese gilt es, künftig zu pflegen“, erklärt HSG-Vorsitzender Andreas Bollenbach seine Verbundenheit. „Aus einer Notsituation ist vor drei Jahren dieses Traineramt entstanden. Für diese Unterstützung und was dann kam, sind wir ihm sehr dankbar. Konrad wird bei uns die Ehrenmitgliedschaft erhalten und wir hoffen, dass er uns zu allen möglichen Gelegenheiten besuchen kommt. Wir verlieren mit ihm einen herausragenden Trainer, aber vielmehr einen besonderen Menschen.“

Auch Teammanger Joachim Doderer hebt das große Engagement heraus: „Wir haben mit Konrad tolle Jahre erlebt und sind ihm sehr dankbar für seinen Einsatz und seine präsente und angenehme Art. Wir geben ihn nicht gerne her. Allerdings ist es kein neuer Verein, der ihn wegzieht, sondern private Gründe spielen die entscheidende Rolle. Dem wollen und können wir nicht entgegenstehen.“ Die Mannschaft wurde bereits informiert und hat sich laut Doderer darauf eingeschworen, „den Rest der Saison mit vollem Elan an alle Trainingseinheiten und Spiele heranzugehen, um Konrad einen schönen Abschied zu ermöglichen.“

Quelle: Dirk Wainder, Allgemeine Zeitung Bingen - 06.02.2018