Daumen hoch: HSG-Cheftrainer Konrad Bansa hat mit den Bingern eine ordentliche Oberliga-Saison gespielt. - Archivfoto: Dirk WaidnerKonrad Bansa,  Trainer von Handball-Oberligist HSG Rhein-Nahe blickt zuversichtlich in die Zukunft

Mit 29:31 Punkten schlossen die Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen ihre dritte Saison seit der Rückkehr in die Oberliga RPS auf Rang acht ab. Mit ein paar Wochen Abstand sprach die AZ noch einmal mit HSG-Trainer Konrad Bansa über die abgelaufene Runde und die Entwicklung der Mannschaft, die sich in den nächsten Jahren komplett aus dem Abstiegskampf heraushalten und den Blick nach oben richten soll.

GUTER MOTIVATOR
Trainer Konrad Bansa hat sich am Rhein-Nahe-Eck einen Namen als Taktikfuchs und guter Motivator gemacht, der sein Team akribisch auf jeden Gegner vorbereitet. Bis vor anderthalb Jahren stand er selbst noch im HSG-Tor und war ein großer Rückhalt.


Herr Bansa, wie lautet Ihr Resümee für die abgelaufene Saison?

Mit der Endphase der Saison und der Entwicklung der Mannschaft bin ich zufrieden. Wenn man die Runde Revue passieren lässt, muss man aber sagen, dass wir am Anfang deutlich länger gebraucht haben als erhofft, bis wir uns gefunden hatten. Vor Weihnachten gab es dann eine starke Phase, in der wir frühzeitig die Weichen für den Klassenerhalt gestellt haben. Wir haben aber auch gesehen, dass wir gegen die Spitzenteams nur phasenweise mithalten können – auch wenn wir nicht mehr so weit weg sind, wie wir mal waren. Die Saison hatte einen positiven Abschluss und nun wollen wir die nächsten Schritte machen.

Im dritten Jahr erneut ein einstelliger Tabellenplatz zeigt, dass die HSG sich in der Oberliga etabliert hat. Nach Rang sieben im ersten Jahr mit einem positiven Punkteverhältnis und Rang neun im Vorjahr könnten kritische Stimmen aber auch behaupten, es ist nicht nach vorne gegangen. Wie sehen Sie das?

Ich kann nur die Zeitspanne bewerten, in der ich da bin. Die Mannschaft aus der ersten Oberliga-Saison kenne ich nicht, und in der zweiten habe ich auch erst nach der Hälfte die Verantwortung übernommen. Es war in den drei Jahren viel Bewegung im Kader, das muss man berücksichtigen. Mein Ziel war es, frühzeitig nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben, und das hat erstmals geklappt.

Das lag aber auch daran, dass es durch die neu eingeführte Aufstiegs-Relegation zwei Regel-Absteiger weniger gab. Ansonsten wäre es noch lange sehr eng geblieben.

Das stimmt, aber wir waren auch nicht wie im Vorjahr gezwungen, eine große Aufholjagd zu starten. Ein besseres Punkte-Konto haben wir in der Schwächephase nach der Weihnachtspause verschenkt. Grundsätzlich glaube ich, dass man den Tabellenplatz in Relation zur Besetzung und der Entwicklung der Mannschaft sehen muss. Insofern ist der achte Platz positiv zu bewerten.

In die nächste Saison geht die HSG erstmals als selbständiger Verein. Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit mit der Mannschaft aus?

Bei der praktischen Tätigkeit in der Halle wirkt sich das wenig aus. Sicher werden sich die personellen Umstrukturierungen bemerkbar machen, da mehr Leute mit den direkten Belangen des Teams beschäftigt sind. Die erste Mannschaft wird profitieren, da manches einfacher wird. Die Entscheidungs- und Dienstwege werden kürzer, da keine zwei Vorstände sich mehr einigen müssen. Und wir wollen uns ja noch ein bisschen entwickeln.

Das ist das Stichwort zur nächsten Frage. Wo soll die Reise hingehen mit der HSG?

Ich bin ein Fan von inhaltlichen Zielen und nicht von Zahlen. Die Etablierung in der Liga soll fortschreiten. Ziel ist ein zumindest ausgeglichenes Punktekonto und im Mittelfeld noch etwas weiter nach vorne zu rücken. Wir wollen auf die vorhandenen Konzepte aufbauen und können uns auf eine gute Abwehr verlassen, aber wir müssen nach dem Abgang von Vincent Klug auch unseren Haupttorschützen ersetzen. Deshalb gilt es, die Neuzugänge gut zu integrieren, damit wir schnellstmöglich wieder auf dem Leistungsstand vom Abschluss der letzten Runde sind, um dann weitere Schritte nach vorne zu machen. In der Vorbereitung arbeiten wir vor allem an unserem Gegenstoß-Konzept, an einer höheren Variabilität in der Defensive durch eine zweite Abwehrformation und an unserem Unterzahl-Spiel im Angriff.

Mit Sebastian Diehl und Janik Adenau fallen zwei Spieler mit einem Kreuzbandriss noch bis weit in die nächste Saison hinein aus. Wie reagieren Sie darauf?

Es ist richtig, dass derzeit unsere Personaldecke zu dünn ist. Deshalb arbeiten wir an weiteren Neuzugängen und sind mit einigen Spielern im Gespräch. Da ist aber noch nichts spruchreif. Ich hoffe zudem, dass Felix Hemmes, der sich aus beruflichen Gründen in die zweite Mannschaft zurückzieht, uns am Saisonbeginn noch ein wenig unterstützt, damit wir die Zeit bis zur Rückkehr der Langzeitverletzten überbrücken können.

Mit der Vereinsgründung wurde auch die 3. Liga zum Thema gemacht. Für wie realistisch halten Sie dieses Ziel, das neben dem sportlichen Erfolg auch gewaltige finanzielle Aufwendungen erfordert?

Aus Spaß würde ich sagen, in zehn Jahren vielleicht. Sicher, mit der Vereinsgründung bereitet man sich auch auf höhere Aufgaben vor, und nicht nur mancher Spieler will da irgendwann mal hin. Aber die 3. Liga ist noch verdammt weit weg. Eigentlich will ich diese zwei Worte gar nicht in den Mund nehmen. Um da hinzukommen, sind viele kleine Schritte zu tun, und wir können nicht 300 auf einmal machen.

 

Quelle: Dirk Waidner, Allgemeine Zeitung Bingen - 13.06.2016