Für Sebastian Bachmann hatte sich das Video-Studium der TuS-Schützen gelohnt, denn nach diesen Beobachtungen hatte er einige Male konsequent die richtige Ecke zugemacht. - Foto: privatLeidenschaftlicher Kampf mit 2 Punkten belohnt

Die Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen haben sich mit einer beeindruckenden Leistung bei ihren Fans zurückgemeldet. „Die Trauben hängen hoch, doch wir wollen uns strecken“, hatte Trainer Konrad Bansa vor dem Oberliga-Heimspiel gegen den Tabellenführer TuS KL-Dansenberg angekündigt.

Seine Mannschaft hielt Wort und machte sich so lang, dass sie die Rebe mit einem unerwarteten 28:26 (13:11)-Heimsieg komplett aberntete. Vor 225 Zuschauern boten die Binger dem Liga-Primus in der Rundsporthalle einen leidenschaftlichen Kampf, der verdientermaßen mit zwei Punkten belohnt wurde. „Es ist schon kurios, aber ihre Spielweise liegt uns. Wir waren auf ihre Auslösehandlungen gut eingestellt und haben in den entscheidenden Momenten clever und effektiv gespielt“, freute sich Bansa über den Coup, bei dem er mit einigen taktischen Kniffen entscheidend die Finger im Spiel hatte.

Nach den zwei Heimpleiten zum Jahresauftakt war den Bingern schon vom Anpfiff weg anzumerken, dass sie sich diesmal deutlich mehr vorgenommen hatten. Es sollte keine weitere hohe Niederlage geben, auch wenn der Spitzenreiter der Gegner war. Die HSG-Abwehr zeigte sich bestens auf den TuS eingestellt und ließ in den ersten zehn Minuten nur Abschlüsse von außen zu. Die wurden meist zur Beute des bestens aufgelegten Torwarts Sebastian Bachmann, der nach zehn Minuten auch den ersten komplett freien Wurf aus der Mitte parierte. Sein Abpraller geriet gar zu direkten Gegenstoßvorlage für Tim Michel, der zum 4:1 abschloss. Es hätte schon das 6:1 sein müssen, denn zuvor hatten die Gastgeber zwei Großchancen ausgelassen. Auch ihre erste Unterzahl überstanden die Binger dank einer Siebenmeter-Parade von Bachmann schadlos, sodass der Drei-Tore-Vorsprung bis zum 9:6 gehalten wurde (19.). TuS-Trainer Marco Sliwa nahm nun eine Auszeit und faltete seine Mannschaft heftig zusammen. Als Ergebnis stellten die Pfälzer nun zumindest eine strammere Abwehr, die besser verteidigte, statt ständig dem Versuch nachzuhängen, Stürmerfouls zu provozieren. Schmerzhafter wurde für die HSG aber die 21. Minute, in der zunächst Tom Friedemann, der nach seiner Einwechslung direkt drei Tore markiert hatte, mit einer Knieverletzung vom Platz musste. Gleich im Gegenzug kassierte auch noch Maximilian Grethen seine zweite Zeitstrafe, weshalb er sich fortan in der Abwehr zurückhalten musste. Als dann auch noch Tim Kunz die nächste Großchance versemmelte, war mit dem 10:10 der Dansenberger Ausgleich fällig (26.). Die HSG war mit ihrem Latein aber noch lange nicht am Ende und ging zur Pause wieder mit 13:11 in Führung. Zudem wurde Dansenbergs starker Kreisläufer Theodoros Megalooikonomou 30 Sekunden vor dem Seitenwechsel für einen Schlag gegen Martin Schieke mit der Roten Karte bedient.

Ansonsten kamen die Gäste bei den Zeitstrafen aber sehr günstig davon, im Gegensatz zur HSG, die kurz nach dem Wiederbeginn erneut in Unterzahl war und den Ausgleich zum 13:13 (33.) hinnehmen musste. Doch Bachmann parierte einen weiteren Siebenmeter und guckte noch einen an die Latte, was Tim Kunz trotz der nächsten Unterzahl zur 17:14-Führung nutzte (40.). Doch während die Dansenberger für ihre ständige Trikotbearbeitung weiter ungeschoren davonkamen, waren die Binger schon das nächste Mal in Unterzahl und kassierten auch schon wieder den 17:17-Ausgleich.

Beim 19:20 (46.) von Christopher Seitz war dann die erste Gästeführung fällig, was Bansa umgehend mit einer Auszeit beantwortete. Die HSG bekam in dieser Phase keine vernünftigen Abschlüsse mehr zustande. Nun waren Kampfgeist, ein kühler Kopf und ein Aufbäumen in der Abwehr gefragt. Der TuS war nun eigentlich am Drücker und führte sogar mit zwei Toren, als Sliwa verunsichert von der doppelten Manndeckung der HSG eine Auszeit nahm. Als der Gegner sich auf diese Maßnahme einstellte, machte Bansa sie kurzerhand rückgängig und provozierte erneute Verunsicherung beim Gast. „Das freut den Trainer, wenn so ein Schachzug Wirkung zeigt“, grinste der Coach nach der Partie, die sich tatsächlich noch einmal wenden sollte. Zugute kam den Bingern dabei, dass sie endlich auch mal in Überzahl kamen und diese mit drei Toren zum 24:23 ausnutzen. Kreisläufer Martin Schieke kam nun in Fahrt und machte alle seine vier Tore in der Endphase, sodass die Gastgeber wieder obenauf waren.

Ein leichter Ballverlust des TuS und mit dem 26:23 von Grethen war der Sieg greifbar nah (56.), ehe Bachmann mit einer Gegenstoß-Parade dem Gegner den letzten Nerv raubte. „Die Dansenberger haben uns heute etwas unterschätzt. Wir hatten aber auch einiges gutzumachen und haben uns mit dieser Leistung bei unseren Fans entschuldigt“, blieb der Keeper nach seiner Glanzleistung ganz cool. Für ihn hatte sich das Video-Studium der TuS-Schützen gelohnt, denn nach diesen Beobachtungen hatte er einige Male konsequent die richtige Ecke zugemacht. „Das hat es mir heute in einigen Szenen leichter gemacht. Aber entscheidend war, dass wir in den schwierigen Phasen die Ruhe bewahrt haben.“ Ähnlich sah es Bansa, der neben seinem Keeper auch den treffsicheren Rechtsaußen Tim Ganz heraushob. „Unsere Hauptansage war es heute, dem Gegner einen guten Kampf zu liefern. Man hat gesehen, was es für einen Unterschied macht, ob man befreit aufspielen kann oder der Favorit ist.“ Diesmal hatten die Binger keinen Druck und zeigten endlich mal wieder, was in ihnen steckt.

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HSG Rhein-Nahe: Bachmann, Gallas (n. e.) - Klimavicius (1), M. Grethen (2), N. Eichholtz (1), Trierweiler (1), K. Diehl (), Schieke (4), Kunz (2), Ganz (8/3), Sieben, Michel (6), Friedemann (3).

Quelle: Dirk Waidner, 06.02.2017 - Foto: privat