Einsatzfähig? Bingens Tom Friedemann machte gegen Dansenberg drei schnelle Tore und musste dann angeschlagen wieder vom Feld, in der zweiten Halbzeit kam er aber zurück. - Foto: Dirk WaidnerOberligist HSG Rhein-Nahe muss im Mittelfeldduell zum HV Vallendar

Es ist schon seltsam: Immer wenn man es am wenigsten von ihnen erwartet, hauen die Oberliga-Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen so richtig einen raus. Das war ihnen schon einmal in der Hinrunde gelungen, als sie mit einer zusammen gewürfelten Truppe den damaligen Tabellenführer TV Mülheim mit 33:23 vom Thron stürzten. Am vergangenen Sonntag war die personelle Situation zwar nicht ganz so dramatisch, doch neben zwei schwerwiegenden Ausfällen waren mehrere Spieler krankheitsbedingt unvorbereitet ins Heimspiel gegen den großen Titelfavoriten TuS Dansenberg gegangen. Unter diesen Voraussetzungen hatte wohl kaum einer einen Pfifferling auf die HSG gesetzt, zumal sie gegen die beiden schärfsten TuS-Verfolger zuhause kein Land gesehen und zuvor auch noch das Derby gegen Saulheim fast schon kläglich abgegeben hatte. Doch es war mal wieder Zeit für einen Paukenschlag und die Binger gewannen nach einer ganz starken Leistung in einem sehenswerten Spiel mit 28:26.

Binger Torleute können wichtige Spiele entscheiden

Immer wenn ihnen ein solcher Husarenstreich gelingt, spielen bei den Bingern die Torleute eine entscheidende Rolle. War es gegen Mülheim der junge und in der Hinrunde regelmäßig groß auftrumpfende Stammkeeper Karim Ketelaer, überragte während dessen berufsbedingter Abwesenheit gegen Dansenberg der erfahrene Haudegen Sebastian Bachmann. „Mit den beiden haben wir schon ein ganz besonderes Gespann“, freute sich HSG-Trainer Konrad Bansa nach der Glanzleistung seines Co-Trainers, der den Erfolg im Stillen genoss und mit einem leisen Lächeln auf der Bank saß, während die Mannschaft ausgelassen auf dem Platz feierte.

Bei ihrem nächsten Auftritt am Samstag sind die Binger weder Favorit noch Außenseiter. Denn um 18 Uhr sind sie zu Gast beim Tabellennachbarn HV Vallendar, der sich mit zwei Punkten mehr auf dem Konto bestenfalls wegen des Heimvorteils in den besseren Ausgangsposition sehen darf. Doch während die Binger mit viel Rückenwind anreisen, gingen die Rheinländer zuletzt dreimal klar geschlagen vom Platz. Selbstvertrauen können sie allerdings aus dem 24:22-Hinspielsieg ziehen, bei dem sie die HSG auf dem falschen Fuß erwischten. Entscheidender Spieler damals war der HVV-Halblinke Torben Waldgenbach, den die Binger in der zweiten Halbzeit nicht mehr in den Griff bekamen. Auch die Räume des Kreisläufers und des Spielmachers will Bansa einengen, um das Vallendarer Spiel nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.

Noch größere Probleme gab es im Hinspiel aber im Angriff, der keinen Spielfluss entwickelte und keine Lücken in der gegnerischen 3:2:1- Abwehr fand. Das gelang gegen Dansenberg deutlich besser, weil geduldiger und intelligenter gespielt wurde. Besonders stark im Abschluss zeigte sich dabei der achtfache Torschütze Tim Ganz, der auf Rechtsaußen und von der Siebenmeterlinie eiskalt seine Chancen verwertete. Dadurch gelang es, das Fehlen des erkrankten Kai Diehl zu kompensieren, der zudem immer noch mit einer Daumenverletzung zu kämpfen hat. Sein Einsatz ist ebenso fraglich wie der von Tom Friedemann, der nach seinem Mitwirken gegen Dansenberg im Oberliga-Team festgespielt ist. Der Trainer der zweiten Mannschaft zeigte nach seiner Einwechslung mit drei schnellen Toren seine Qualitäten, bevor ihn ein Schlag aufs Knie außer Gefecht setzte. Folge ist ein Bluterguss hinter der Kniescheibe, der seinen Einsatz am Samstag gefährdet. Definitiv nicht dabei ist Orintas Klimavicius, der am Zeh operiert wurde und eine Entzündung auskurieren muss. Auch Ketelaer wird ein weiteres Mal fehlen, sodass Bachmann an seine Leistung der Vorwoche anknüpfen soll.

„Es wird schwierig, weil die zweite Mannschaft gleichzeitig spielt und auch punkten muss“, weiß Bansa noch nicht, wie er seinen Kader auffüllen kann. Trotzdem ist er guten Mutes, einen Platz in der Tabelle vorrücken zu können. „Vallendar hat 2017 noch keinen Punkt geholt und von mir aus soll das so bleiben. Wir haben vom Hinspiel was gutzumachen, aber wir müssen aufpassen: Der Gegner ist angeschossen und sehr kampfstark“, rechnet er mit viel Widerstand und einem entsprechend spannenden Spiel.

Quelle: Dirk Waidner, Allgemeine Zeitung Bingen - 10.02.2017