Der geht nicht rein: Bingens Arne Teschner (links) scheitert an Budenheims Schlussmann Jannik Gippert. - Foto: Dirk WaidnerHSG Rhein-Nahe Bingen verliert knapp

Die Überraschung lag in der Luft. Doch am Ende setzte sich der Favorit knapp durch. Im Rheinhessen-Derby der Oberliga hatten die Handballer der HSG Rhein-Nahe Bingen den Dritten Sportfreunde Budenheim am Rande seiner dritten Saisonniederlage. Mit sechs Toren lagen die Gastgeber 20 Minuten vor dem Ende in Führung, was aber nicht einmal zu einem Punkt reichen sollte. Ein Tor in letzter Sekunde bescherte den Gästen den 32:31 (14:18)-Erfolg, der ausgelassen gefeiert wurde.

Die Sportfreunde hatten auch den besseren Start und gingen mit 3:1 in Führung. Doch danach stand die Binger Abwehr zunehmend sicherer, wodurch auch das Tempospiel der HSG ins Rollen kam. Arne Teschner glich zum 3:3 aus und Kreisläufer Martin Schieke brachte nach zehn Minuten die HSG erstmals 6:5 in Führung. Budenheim schlug zurück und führte 10:8 (15.), doch die HSG glich direkt wieder aus und setzte sich nach dem 11:11 (18.) langsam ab.

Während die Gastgeber im gebundenen Spiel anfangs Probleme hatten, zu guten Chancen zu kommen, waren sie umso gefährlicher über die erste, zweite und dritte Welle. Solange die DJK-Abwehr noch nicht formiert war, fanden die Binger Lücken und setzten sich auf 18:14 ab. Das gelang auch, weil in den letzten fünf Minuten vor der Pause Torjäger Stefan Corazolla nach drei Fahrkarten durch ein sehr glückliches Tor in die Partie fand und zwei Treffer nachlegte. Dazwischen hatte er ein paar Minuten Bankluft geschnuppert und sich dann auf ein paar schöne Anspiele verlegt, um Sicherheit zu gewinnen. Die hatte er dann auch nach dem Seitenwechsel, denn Corazolla war es auch, der die Binger Führung auf 20:14 (33.) ausbaute. Danach trafen zwar die Gäste dreimal in Folge, beim 24:18 (41.) durch Marcel Trierweiler war der Abstand von sechs Toren aber wieder hergestellt. „Danach hatten wir eine Schwächephase, in der wir die Führung zu schnell hergegeben haben. Einmal Kreis, einmal Schritte und eine Zeitstrafe wegen Meckerns haben Budenheim ins Rollen gebracht“, beschrieb HSG-Trainer Konrad Bansa die Ereignisse, die über 25:23 (47.) beim 26:26 (51.) zum Ausgleich und im Anschluss auch zur Budenheimer Führung führten. „Das sind viele Kleinigkeiten, die auf einmal nicht mehr passten. Wir hatten auf einmal Probleme, die Schützen zu attackieren und so hat der Gegner die Kontrolle übernommen“, erklärte Bansa, dessen Team sich nach dem Rückstand nicht aufgab. Beim 28:27 (54.) legte noch einmal die HSG vor, die im Anschluss jeden weiteren Rückstand sofort egalisierte. Nach einer Balleroberung hatten die Binger in der Schlussminute noch einmal die Chance, in Front zu gehen. „Stürmerfoul oder Siebenmeter – das war eine enge Entscheidung, die man auch anders herum treffen kann“, meinte Bansa zum entscheidenden Pfiff, der die Gäste 25 Sekunden vor dem Ende in Ballbesitz brachte. Die Gäste gingen anschließend volles Risiko. Mit dem siebten Feldspieler kamen sie über den Kreis zum freien Wurf, den Lukas Nagel zum Siegtreffer verwertete. „Das war tragisch, denn wir haben ein gutes Spiel gemacht und stehen wieder ohne Ertrag da. Wir können erhobenen Hauptes aus der Halle gehen, auch wenn wir traurig sind, dass es nicht wenigstens zu einem Punkt gereicht hat“, resümierte Bansa, für den die späte Wende nicht zufällig kam. „Am Ende hat sich eben die individuelle Klasse der Budenheimer durchgesetzt. Deshalb stehen sie auch vorne: Weil sie durch Wechsel und neue Ideen in einer kritischen Phase noch mal neuen Druck erzeugen konnten.“

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HSG Rhein-Nahe: Ketelaer, Weißbrod – Michel, Corazolla (6), Eichholtz (2), Trierweiler (7/5), Baucke (1), Schubert (4), Schieke (5), Teschner (2), S. Diehl (3), Klimavicius, Schmelzer (1).

Quelle: Dirk Waidner, Allgemeine Zeitung Bingen - 11.12.2017