Entschlossen: Bingens Max Grethen (rechts) hatte mit zwölf Treffern maßgeblichen Anteil am Remis gegen Illtal, bleibt zudem der HSG erhalten. - Foto: Edgar DaudistelOberligist aus Bingen zeigte beim 27:27 gegen den Tabellenvierten Illtal eine starke kämpferische Vorstellung.

Die Dramaturgie ist wahrlich nicht zu toppen bei diesem Handball-Oberligaspiel in der Binger Rundsporthalle. Die Schlussminute ist angebrochen und die Gäste der MSG HF Illtal gehen 27:26 in Führung. In Überzahl. Wenige Sekunden später nimmt André Sikora-Schermuly, Cheftrainer der HSG Rhein-Nahe, eine Auszeit – und entscheidet sich für den sechsten Feldspieler in Unterzahl. Noch 35 Sekunden sind zu spielen. Mit letzter Kraft und Konzentration suchen die Gastgeber die Lücke – und finden sie! Nach wunderschöner, schneller Kombination hechtet Rechtsaußen Tobias Weiler in den Kreis und markiert in wirklich allerletzter Sekunde den Endstand zum 27:27 (15:16)-Unentschieden.

Die Blau-Gelben hüpfen ausgelassen im Kreis, schreien ihre Freude heraus und werden vom Gros der über 100 Zuschauer gefeiert. Es ist nun das siebte Spiel nach sechs Siegen in Serie, das die Rheinhessen nicht verloren haben. Seit Jahresbeginn. Seit Rückrundenbeginn. Auch die favorisierten Saarländer, aktuell auf Rang vier geführt, konnten diese stolze Serie nicht durchbrechen. Dieses Remis genießen die Gastgeber wie einen Sieg. Auch wenn wiederholt zu hören ist: „Dieses Spiel hat keinen Sieger verdient.“

„Wir haben an uns geglaubt und immer gesagt: Wir bleiben dran“, sagte nach der Schlusssirene der abgekämpfte, er leichterte und glückliche Binger Linksaußen Tim Michel – sicher stellvertretend für alle seine Teamkameraden. Und sein Keeper Niklas Weißbrod bestätigte ebenso begeistert: „Wir haben gekämpft bis zum Umfallen.“

In der Tat: Der Wille, die Energie gegen den Top-Klub etwas zu reißen, war von der ersten Minute an zu spüren. „Wir haben das Spiel am Anfang dominiert“, erinnerte sich HSG-Co-Trainer Markus Herberg, der auch von einem guten Oberligaspiel mit starker kämpferischer Leistung sprach, vorrangig an die Drei-Tore-Führung, das 7:4, nach neun Spielminuten. Die Gäste führten erstmals beim 11:12 (22.) und gingen auch mit einem Tor Vorsprung in die Pause. Aber auch der 17:20-Rückstand (35.) konnte die Blau-Gelben nicht verunsichern. In der 50. Minute gingen sie sogar 24:22 in Führung. Ein offener Schlagabtausch, in welchem beide Mannschaften aus ihrer 6:0-Abwehr immer wieder zielstrebig und schnell nach vorne spielten. Noch einmal sollten die Saarländer in Führung gehen – ausgerechnet beim besagten 26:27 in der Schlussminute. Aber der Underdog belohnte eben sich doch.

„Ich bin hoch zufrieden“, betonte André Sikora-Schermuly. „Es ist auch ein leistungsgerechtes Ergebnis.“ Nicht weniger freute sich der Nieder-Olmer über die Zusage von Max Grethen, auch in der kommenden Saison das HSG-Trikot zu tragen. Der Rückraumspieler gab denn sogleich eine Kostprobe ab, wie wertvoll er doch für die Rhein-Nahe-Handballer ist: Zwölf Tore, davon drei ohne Fehlwurf von der Siebenmeterlinie, steuerte der 25-Jährige bei.

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HSG Rhein-Nahe Bingen: Weißbrod, Sokolis; T. Michel (1), Baucke, Adenau, Corazolla (7), Grethen (12/3), N. Eichholtz (1), Trierweiler, Schieke (2), Diehl, Brix (1), Weiler (3).

Quelle: Martin Gebhard, Allgemeine Zeitung Bingen - 11.02.2019