Ausgelassene Freude: In kürzester Zeit haben die Sobernheimer und Binger Nachwuchs-Handballerinnen Teamspirit entwickelt. Da hüpft auch das MJSG-Trainerduo (rechts) Sabine Teuscher und Frank Tullius gerne mit. (Foto: MJSG Sobernheim/Bingen)HSV Sobernheim und HSG Rhein-Nahe Bingen werfen ihre C-Jugend-Handballerinnen zusammen und erreichen miteinander das sportliche Ziel.

Am Anfang stand die Erkenntnis: Alleine geht’s nicht. Sowohl der HSV Sobernheim als auch die HSG Rhein-Nahe Bingen hatten sich zum Ziel gesetzt, sich mit ihren C-Jugend-Handballerinnen für die Oberliga zu qualifizieren.

Doch beim Durchzählen der Schäfchen fiel hüben wie drüben auf, dass beide Klubs zwar insgesamt über genug Spielerinnen verfügten, allerdings nicht über ausreichend Handballerinnen, die auch Oberliga-Ansprüche erfüllen können.

Was also tun? „Wir hätten dafür nur sieben Spielerinnen gehabt“, schildert Sabine Teuscher, der Sobernheimer Teil des späteren MJSG-Trainerduos: „Aber wir haben erfahren, dass Bingen das gleiche Problem hat.“ Der Sportliche Leiter des HSV, Ralf Reuther, früher Spieler und Trainer bei den Bingern, hatte die Information seinen Sobernheimern gesteckt. Das war Anfang Januar. Das Problem: Die Zeit drängte, denn bis zum 31. Januar musste für die Oberliga-Qualifikation gemeldet werden. Also wurde ein paarmal telefoniert, die Spielerinnen gesichtet. „Ich war von Anfang an positiv gestimmt“, erzählt Frank Tullius, Binger Coach der MJSG: „Ich hatte keinerlei Bedenken, dass das nicht klappen könnte.“ Auch deshalb, weil es viele „wollende Akteure“ gab. Und, weil sich Teuscher und Tullius von Anfang an blendend verstanden haben.

Also wurde der Plan einer Mannschafts-Jugend-Spielgemeinschaft (MJSG) konkretisiert und ein Konzept erstellt. „Es gab viel Redebedarf“, erinnert sich Sabine Teuscher. Insbesondere die Eltern mussten überzeugt werden, schließlich bedarf es bei knapp 40 Kilometer Entfernung zwischen der Sobernheimer DWD-Halle und der Binger Rundsporthalle auch deren Unterstützung. „Am Ende haben alle mitgemacht“, berichtet Frank Tullius. Und so konnte die MJSG Sobernheim/Bingen den Spielbetrieb aufnehmen.

Doch die Organisation des Überbaus ist das eine, eine Mannschaft auf die Platte zu bekommen das andere. Und in den allerersten Trainingseinheiten wurde noch ein bisschen gefremdelt. „Da standen die Mädels noch in Grüppchen herum“, schmunzelt Tullius. Aber das dauerte nicht allzu lange. Vor allem deshalb, weil sich einige Spielerinnen aus der Rheinhessen-Auswahl kannten. „Deshalb habe ich mich auch auf die Spielgemeinschaft gefreut, weil ich wusste, dass die nett sind“, sagt Torhüterin Lena Berger vom HSV. Und so schmolz das ohnehin kaum sichtbare Eis in Windeseile. „Innerhalb von zwei Wochen waren sich alle grün“, konnten Frank Tullius und Sabine Teuscher auf große Teambuilding-Maßnahmen getrost verzichten. Ein Grillabend und das ein oder andere Trainingslager – das war’s. „Wir verstehen uns echt gut“, versichert die Bingerin Zoe Bollenbach und berichtet von gemeinsamen Aktivitäten wie Kinobesuche oder gegenseitige Geburtstagseinladungen.

Auch von den Abläufen her ist längst alles eingespielt. Dienstags wird in Sobernheim und Bingen individuell trainiert, donnerstags gemeinsam beim HSV und freitags bei der HSG. Die Sobernheimer Eltern haben eine Art Fahrplan ans Rhein-Nahe-Eck eingerichtet, während Frank Tullius seine Spielerinnen zumeist mit dem Kleinbus in die DWD-Halle kutschiert.

Und dass sich das Miteinander lohnt, zeigt alleine schon die erfolgreiche Qualifikation für die Oberliga. Dort haben die MJSG-Mädels zwar erst drei Punkte eingefahren, aber was heißt schon erst? In einem Alter, in dem im Sport Körperlichkeit eine große Rolle spielt, hat die zu großen Teilen dem jüngeren Jahrgang angehörende Mannschaft Probleme mit physisch starken Gegnerinnen. „Andere Teams sind uns ein Jahr voraus“, weiß Sabine Teuscher, die ihre Spielerinnen aber auf einem guten Weg sieht: „Die Mädchen machen die Schritte, die sie machen sollen.“

Es liegt also eigentlich auf der Hand, dass die fruchtbare Zusammenarbeit auch über das Saisonende ausgedehnt wird. Gespräche laufen auch schon. „Wir sind dabei, das Paket zu schnüren“, sagt Sabine Teuscher. Es wird vermutlich nicht mehr allzu lange dauern, bis da Vollzug gemeldet wird. Denn auch nach der ersten MJSG-Saison in der Oberliga dürfte gelten: Alleine geht es nicht, miteinander schon.

Quelle: Volker Buch, Allgemeine Zeitung Bingen - 24.12.2019