In der Schlussphase kochte die Stimmung hoch. Die Binger Fans und die pausierenden Spieler, vorne Trainer Markus Herberg, unterstützten die Binger Mannschaft lautstark. Foto: pakalski-press/Axel SchmitzDie HSG Rhein-Nahe revanchierte sich für die Hinspiel-Schlappe. Es war ein hartes Stück Arbeit, das die Oberliga-Handballer leisten mussten. Und ein wenig Glück hatten sie dazu.

Der Applaus in der Binger Ecke wollte gar nicht enden. Minutenlang feierten die zahlreichen Fans der HSG Rhein-Nahe ihre Oberliga-Handballer. 29:27 (11:14) gewannen sie das Derby bei der SG Saulheim. Es war ein hoch emotionales Spiel, das in Erinnerung bleibt.

Nach außen schien es, als hätte HSG-Coach Markus Herberg folgenden Matchplan entworfen: Wir powern 20 Minuten mit dem Besten, was wir haben. Bestenfalls holen wir da einen Vorsprung. Danach schonen wir die Spitzenkräfte und versuchen, in Schlagdistanz zur SG zu bleiben. Und danach überraschen wir sie mit einem phänomenalen Schlussspurt.

"So aber", sagt Markus Herberg lächelnd, war es nicht. Der Spielverlauf suggerierte zwar eine solche Annahme. Er habe sich aber schlicht und ergreifend einfach so ergeben.

In Zahlen: Nach 16 Minuten führte die HSG Rhein-Nahe mit 8:5. Es schien, als würde die Partie spiegelverkehrt zum Hinspiel verlaufen, diesmal die Binger die SG Saulheim deklassieren.

Im Anschluss aber kippte die Begegnung. Mit einem 10:2-Lauf (Herberg: "Da waren wir in der Abwehr zu passiv") arbeiteten sich die Saulheimer noch vor der Halbzeit in die Siegerzone zurück. Mit der 42. Minute aber, die SG führte noch 19:16, wuchs das Herberg-Team über sich raus und schnappte den ermatteten Saulheimern den Sieg noch weg. Auch dank der Tore des herausragenden Henrik Walb, der allerdings die letzten 28 Minuten nicht mehr dabei hätte sein dürfen.

Der Ansicht waren übrigens beide Trainer, Herberg wie Stefan Hörhammer. Beide schätzten den größten Aufreger der Partie ähnlich ein: In der 32. Minute unterlief Saulheims Markus Sieben ein grobes Foul. In dessen Zuge entwickelte sich ein kurzes Handgemenge, währenddem Walb Markus Sieben im Affekt zu Boden schubste.

Die Schiedsrichter, Joshua Metz (TV Offenbach) und Marco Wittemann (TuS Neuhofen) brauchten einen längeren Augenblick, bis sie die verworrene Szene aufgelöst hatten. Sieben schickten sie sogleich zum Duschen. Bei Walb aber ließen sie Gnade vor Recht ergehen. Zwei Minuten waren für die Aktion eigentlich zu milde. Auch er hätte ausgeschlossen gehört.

Für die Saulheimer entpuppte sich die Nachsicht der Referees als fatal. Kaum hatte Walb seine Zeitstrafe abgesessen, blühte der Blonde auf. Sieben seine insgesamt (starken) zwölf Treffer erzielte er in den letzten 26 Minuten. Er avancierte zum Matchwinner.

Mit seiner Kurzschlussreaktion, die zum Feldverweis führte, erwies Sieben seinem Team einen Bärendienst. Die SG war extrem dünn besetzt. Die Hauptlast trugen die 50 Minuten lang überragenden Darren Weber und Manuel Werber. Dann aber machte sich die hohe Belastung, es war das dritte Spiel in acht Tagen, auch bei ihnen bemerkbar. "Die mentale Frische war nicht mehr da", kommentierte Hörhammer die mangelnde Präzision der beiden in der Schlussphase, die schließlich auch den Bingern in die Karten spielte.

HSG Rhein-Nahe: Walb (12), Juli (4), Helaoui (4), Süngü (2), Sturm (2), Michel (2), Diehl (2), Adenau (1), Weiler, Schneider, Magin, Lang, Hochstetter.

Quelle: Claus Rosenberg, Allgemeine Zeitung Bingen - 21.02.2022